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24 Stunden Wandern für Nepal

Ein Erfahrungsbericht von Sonja Pamminger

24 Stunden, 60 Kilometer, 2.700 Höhenmeter. Das war es also, worauf ich mich eingelassen habe. Ich muss gestehen, je näher der Tag rückte, umso nervöser wurde ich. 24 Stunden am Stück wandert man immerhin nicht alle Tage.

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Tipps holen von Gerlinde Kaltenbrunner.
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Gerlinde Kaltenbrunner mit Mag. Christoph Wurm und Organisatorin Elisabeth Kierner, MSc.
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Am 16. September war es so weit. Um am Samstag nicht noch früher aufstehen zu müssen, bin ich schon am Freitagabend nach Bad Goisern angereist. Um 6 Uhr stand ich nun in meinen nagelneuen Wanderschuhen - no risk no fun - und meinem leicht bepackten Rucksack bei der Registrierung. Als Neuling hatte ich meiner Meinung nach das für mich Nötigste dabei: eine zweite Hose, ein Handtuch, zusätzliche Socken, Blasenpflaster, Geld, einen Block und einen Stift sowie eine Wasserflasche. Wie sich später noch herausstellen sollte, gab es doch noch das eine oder andere, woran ich nicht gedacht hatte.

Um 7 Uhr hieß es schließlich: Abmarsch. Es war ein bisschen wie ein Wandertag in der Schule. Insgesamt 150 Wanderer machten sich mit mir auf den Weg. Knapp drei Stunden später waren wir auf dem höchsten Punkt der Wanderung angekommen, der Goiserer Hütte. Ich nutzte die Pause beim Zweitfrühstück, um mich mit einigen Wanderern auszutauschen, unter ihnen auch Mag. Wurm, der schon zum dritten Mal dabei war. Auf meine Frage, welche Tipps er als erfahrener 24-Stunden-Wanderer hat, meinte er: „Freude haben, gemütlich gehen, die Zeit nutzen um nachzudenken und viele interessante Gespräche führen, dann vergeht die Zeit wie im Flug“, und ergänzte:  „Wir als VKB-Bank unterstützen das Projekt sehr gerne, weil es erstens etwas ganz Spezielles ist, in der Region zu wandern – wir leben einfach in einer wunderschönen Region – und zweitens, weil wir dadurch etwas für Nepal bewirken können.“

Unter den Mitwanderern war auch Gerlinde Kaltenbrunner, die das Projekt von Beginn an unterstützt. Ich nutzte den seltenen Moment, in dem sie nicht von Bergsteigerfans umzingelt wurde und unterhielt mich auch mit ihr. „Die Motivation entsteht eigentlich automatisch in der Gruppe. Da ist eine ganz besondere Energie da. Man muss sich wirklich in den eigenen Körper reinspüren, um über seine Grenzen hinauszugehen oder diese ein Stück zu verschieben. Es hilft auch, sich immer von einer Etappe auf die nächste zu konzentrieren. Kleine Etappenziele setzen. Durch die Gruppendynamik schaffen es dann fast alle, bis zum Ende durchzuhalten. Das ist in meinen Augen wirklich etwas ganz Tolles und wundervoll, wenn man das miterleben darf“, motivierte sie mich zum Weitergehen.

Wir wurden ständig von einem leichten Nieselregen begleitet, es hätte uns aber auch viel schlimmer treffen können. Allerdings wäre ich jetzt doch froh gewesen, wenn ich mal mein T-Shirt hätte wechseln können, so wie es ungefähr jeder gemacht hatte. Das Publikum war bunt gemischt, den meisten sah man aber deutlich an, dass sie nicht zum ersten Mal in den Bergen unterwegs waren. Ich nahm mir die Worte von Mag. Wurm zu Herzen, versank in Gedanken und führte einige interessante Gespräche.

Und schon waren wir an der nächsten Station angekommen, auf der Rossalm wartete eine leckere Jause auf uns. Mittlerweile war es 17 Uhr, knapp die Hälfte war schon geschafft. Der nächste Stopp führte uns dann bereits nach Hallstatt, wo es ein Abendessen für uns gab. Der Ein oder Andere stand etwas ungern auf, es war ja auch wirklich gemütlich und vor allem schön warm in dem Gasthaus.

Aber alles jammern half nichts, immerhin waren wir für einen guten Zweck unterwegs. Mit Stirnlampen ausgestattet ging es weiter. Ich muss zugeben, so eine Nachtwanderung hat schon etwas. Aber vielleicht nicht unbedingt dann, wenn man schon knappe 40 Kilometer in den Füßen hat. Die Nachtetappe verlief auf gut befestigten Wegen, daher wurde ein Shuttle-Tausch-Service für Schuhe angeboten. Diesen nahm ich gern in Anspruch und wechselte nach 19 Stunden in meinen Wanderschuhen diese gegen ein Paar leichtere Laufschuhe. Obwohl mein Körper um diese Zeit verständlicherweise nichts mehr wollte als ein warmes, kuscheliges Bett, hieß es noch einmal aufraffen.

Um ca. 4 Uhr kamen wir zur letzten Labstation. In der Gaststube sitzend wusste ich kurz nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Meine Sitznachbarn kämpften allesamt gegen den Schlaf, der eine weniger erfolgreich als der andere. Nun waren wir wirklich schon am Ende unserer Kräfte, aber zum Glück fehlte nicht mehr viel. Mit dem Ziel vor Augen kitzelte ich noch einmal meine letzte Motivation aus mir heraus und schließlich war auch die letzte Etappe geschafft. Zurück in Bad Goisern wurden wir mit einem Frühstück empfangen, aber ich wollte nur noch eins: nach Hause in mein Bett!

Mein Fazit nach 8.700 verbrannten Kalorien und 92.900 Schritten: Ich habe es geschafft! Ich hatte Hochs und Tiefs, ich habe geschwitzt und gekämpft, aber es hat sich gelohnt. Und trotz neuer Wanderschuhe habe ich keine einzige Blase bekommen. Meine Beine spüre ich zwar immer noch bei jedem Schritt, und dass ich danach fast nicht aus dem Auto gekommen bin, muss ja auch nicht jeder wissen.
Aber das werde ich nächstes Jahr schon wieder vergessen haben.

Zum Projekt:

24-Stunden für Nepal wurde von Elisabeth Kierner, Michaela Dattinger und Sylvia Prunthaller ins Leben gerufen und fand heuer bereits zum 3. Mal statt. Die Drei haben Nepal selbst zu Fuß erkundet und wollten dem Land etwas zurückgeben. Obwohl immer mehr Wanderer Nepal als Reiseziel wählen, profitieren die Einwohner kaum vom steigenden Tourismus. Knapp 40 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Heuer wurde der Verein Children of the Mountain unterstützt, der sich um den Aufbau von erdbebensicheren Schulen und Kindergärten in Nepal kümmert. Die gesamten Startgebühren werden dafür verwendet, Kindern durch Bildung einen Weg aus der Armut zu ermöglichen. In diesem Jahr kamen dadurch 14.000 € zusammen.

Wenn Sie sich für das Spendenprojekt interessieren oder nächstes Jahr selbst mitwandern möchten, können Sie sich hier informieren oder den Newsletter abonnieren. Zur rechtzeitigen Anmeldung für die 24 Stunden Wanderung wird geraten, die Teilnehmerzahl ist auf 150 begrenzt.