Der Welser Merkur Archäologischer Sensationsfund auf der VKB-Baustelle in Wels

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Der Welser Merkur

Die Terrakotta-Statuette des römischen Handelsgottes Merkur ist ein Sensationsfund der archäologisch begleiteten Erdbauarbeiten auf der Baustelle der VKB-Bank Wels am KJ-Platz. Diesen präsentierten Dr. Renate Miglbauer vom Stadtmuseum Wels, Archäologe Wolfgang Klimesch und Dr. Wiener-Fererhofer, Filialdirektor der VKB-Bank Wels, am Freitag, den 11. Juni 2021, vor Ort.

Neben riesigen Mengen an römischen Keramikscherben, Knochen (meist Speiseabfälle), Metallgegenständen (Münzen, Beschläge, etc.) und filigranen antiken Gläsern werden auch die zwar spärlichen, aber dennoch vorhandenen architektonischen Überreste freigelegt und dokumentiert. Die Arbeiten werden in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und den beteiligten Firmen durchgeführt. Die archäologischen Untersuchungen können so baubegleitend erfolgen. Die Funde werden nach erfolgter Reinigung, Bestimmung und Inventarisierung im kommenden Jahr dem Stadtmuseum Wels als Schenkung übergeben.

Dr. Wiener-Fererhofer, Filialdirektor der VKB-Bank Wels, Dr. Renate Miglbauer vom Stadtmuseum Wels und Archäologe Wolfgang Klimesch (vlnr)

„Es ist bislang die erste Terrakottastatuette eines Merkurs, die in Wels gefunden wurde. Es gibt lediglich aus Wels eine kleine Bronzefigur desselben Gottes."

Dr. Renate Miglbauer vom Stadtmuseum Wels
 

„Die VKB-Bank Wels ist seit knapp 100 Jahren Teil der Stadt Wels und ihrer Geschichte. Wir möchten daher auch, dass archäologische Funde wie diese Teil der Geschichte der Stadt werden.“

Dr. Alexander Wiener-Fererhofer, Direktor der VKB-Bank Wels

Der Welser Merkur

Der Welser Merkur und andere Funde

Das Baumaterial der Bestandsgebäude stammt hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert. Beim Abbruch (Ende der 1960er Jahre) wurde dieses Großteils vor Ort innerhalb der aufgelassenen Keller und auch auf den Flächen dazwischen einplaniert. Dadurch kam es großflächig zu Bodeneingriffen und Störungen des archäologischen Befundes innerhalb des Baufeldes. Deshalb liegt der antike Erhaltungshorizont relativ tief. Von architektonischen Befunden (römischen Mauern) finden sich nur mehr marginale Reste. Umso mehr erstaunt die Dichte an antiken Grubenbefunden, die der Materialentnahme dienten und als Abfallgruben genutzt worden waren. Aus diesen stammen die stratifizierten Funde, welche ein interessantes Keramikspektrum zeigen. Daneben finden sich Tierknochen, welche als Speisereste zu interpretieren sind und Metallgegenstände, die allerdings meist einen schlechten Erhaltungszustand aufweisen. Die Entdeckung einer antiken Terrakotta-Figur des römischen Gottes Merkur war eine kleine archäologische Sensation.


Wels in der Römerzeit

Das römische Wels (Ovilava) war zur Römerzeit eine sehr bedeutende Stadt der Provinz Noricum. Diese umfasste einen Großteil des heutigen Österreichs südlich der Donau. In Ovilava kreuzten einander zwei wichtige Verkehrswege: Eine Ostweststraße, die von Osten kommend parallel zur Donau verlief und westlich der Traun nach Süden abbog in Richtung Salzburg. Sie folgte etwas dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 1. Von Süden herauf, von der oberen Adria, verlief eine Straße über den Pyhrnpass. Vergleichbar ist dieser Verlauf etwa mit der heutigen Bundesstraße 138. In Wels war ein günstiger Übergang über den Fluss Traun. Etwa ab dem letzten Drittel des 1. Jh. n. Chr. dürfen wir mit einer Siedlung rechnen. Kaiser Hadrian (117 - 134 n. Chr.) hob diese in den Rang einer Stadt mit weitgehend selbständiger Verwaltung. Dazu gehörte ein Stadtbezirk, der weite Teile Oberösterreichs südlich der Donau umfasste. Zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. war die Stadt auf eine Größe von ca. 90ha angewachsen und wurde mit einer Stadtbefestigung gesichert. Der Bereich der derzeitigen Ausgrabungen zwischen Kaiser-Josef-Platz und Rablstraße liegt knapp nördlich der Mitte der antiken Stadt. Frühere Grabungen in anschließenden Grundstücken weisen auf ein Wohnviertel aus dem 2. bzw. 3. Jh. n. Chr., der Blütezeit der Stadt, hin.

Bild: Der Welser Merkur